Das ging gerade noch gut aus!

Die Geschichte mit dem Strick am Bein führte heute fast noch zu einem tragischen Ende. Gegen 12:45 Uhr versuchte auch der letzte Jungstorch seinen Jungfernflug. Leider wurde ihm der Strick dabei ordentlich zum Verhängnis. Dieser war viel länger als erwartet und zog den abfliegenden Storch zurück, so dass dieser über den Nestrand hinaus nach unten fiel und kopfüber unter dem Nest hängen blieb. Das sah herzzerreißend aus.

Seine Geschwister kamen unmittelbar danach zurück ins Nest, konnten aber nur hilflos von oben zusehen.

Glücklicherweise gab es eine ganze Menge Beobachter vor Ort und auch auf der Homepage, so dass sehr schnell reagiert werden konnte. Es dauerte nur etwa eine Viertel Stunde, bis passendes Werkzeug und die Feuerwehr mit Drehleiter neben vielen besorgten Hammelburgern vor Ort waren. Die Feuerwehr hatte gerade die Drehleiter in Startposition gebracht, als der Storch sich plötzlich vom Nest löste und zusammen mit seinem Strick nach unten segelte und im Schneefang des alten Feuerwehrhauses (das ist Luftlinie vielleicht 40 Meter entfernt) erschöpft hängen blieb. Von dort ließ er sich recht leicht bergen.

Noch vor Ort hat einer der Feuerwehrmänner endlich den Strick vom Bein abgeschnitten und den Storch erstmals befreit. Ein kurzes Abtasten der Beine hatte schon die Vermutung nahegelegt, dass diese nicht gebrochen sein dürften. Anschließend wurde der Storch von der Tierärztin Dr. Bauer eingehend untersucht. Er hat einen Bluterguss am rechten Flügel, der auch behandelt wurde. Das Blut tränkte leicht das Gefieder am Bauch, so dass es schlimmer aussieht, als es wirklich ist. Im Wartezimmer des Tierarztes haben wir den Jungstorch kurz Probe stehen lassen. Er hinkte leicht, aber wirklich nur leicht, stand aber zeitweise einbeinig auf dem schmerzend wirkenden Bein. Kein Grund zur Sorge also.

Im Anschluss sollte der Storch wieder auf den Mönchsturm befördert werden. Dazu positionierte die Hammelburger Feuerwehr die Drehleiter ein zweites Mal in der schmalen Gasse. Leider reichte die Leiter nicht so nah an das Nest heran, so dass wir den Storch nicht sanft ablegen konnten. Er musste etwa 30 cm mit Schwung ins Nest befördert werden. Diesen Schwung nutzte er, um umgehend weiter zu segeln (fliegen ist wohl das falsche Wort). Siehe hier!

Er landete unbeschadet auf beiden Beinen im Eingangsbereich des Pfarrzentrums. Dort haben wir ihn nochmals versucht zu füttern. Aber wie schon sein Geschwisterchen vor zwei Wochen hat er das Futter nicht richtig angenommen. Immerhin: er hat es zweimal aufgehoben, aber eben nicht gefressen. Dafür lief er dort völlig normal, ließ aber den Flügel etwas hängen. Das ist bei Vögeln an sich kein gutes Zeichen, aber angesichts des Blutergusses mache ich mir keine großen Sorgen. Sein Gefieder ist zu nass gewesen, als dass er damit umgehend hätte wieder hoch fliegen können.

Drei Stunden später haben wir nochmal nach ihm gesehen. Irgendwas muss dazwischen passiert sein, denn jetzt humpelte er auffallend. Aber er konnte laufen. Wir haben ihn in einen abgezäunten Bereich laufen lassen. Dort hat er sich gleich auf einen Hügel gestellt und blickte hoch zum Nest. Ich mache mir wenig Sorgen um ihn selbst. Wir werden es beobachten, aber gegenwärtig erwarte ich, dass er zu den Geschwistern zurückkehren wird. Nur eben heute nicht mehr.

An dieser Stelle muss man mal allen Beteiligten ganz herzlichen Dank ausdrücken. Da waren die Spaziergänger und Homepagebesucher, die unmittelbar die Feuerwehr und auch mich informierten, dann das Team der Feuerwehr, das sofort mit der Feuerwehrleiter anrückte und mit großem Engagement die Rettung möglich machte, der Küster Michael, der das passende Werkzeug bereits bei Ankunft bereit hielt, die Nachbarn, die Kartons, Eimer und warmes Wasser zur Verfügung stellen, die Tierärztin Frau Bauer, die selbst mit großer Leidenschaft den Storch untersuchte, sich viel Zeit nahm und das dann genauso ehrenamtlich tat, wie alle anderen Helfer auch.

Hammelburg kann was!

Fotos: Laura Kramer, Kilian Warmuth, Christian Fenn

5 Kommentare

  1. Vielen herzlichen Dank für diesen großartigen Einsatz an alle Beteiligten! Es ist beruhigend zu wissen, dass so viele Leute nicht weg geschaut sondern mit allen Mitteln geholfen haben. Danke!!

  2. tolles Team. Vielen Dank an alle, vor allem Christian Fenn, die bei der Rettung des Storches mitgeholfen haben. Hoffen wir nun, dass er bald wieder hoch ins Nest kommt und seine Verletzungen schnell heilen, bzw. ihn nicht so sehr beim Fliegen und Ausflug mit seiner Familie stören.

  3. RESPEKT! Vielen herzlichen Dank an die zahlreichen Helfer, die so toll zusammengearbeitet haben. Und speziell an Christian dafür, dass er auch noch so schnell die neuesten Infos ins Netz gestellt hat.
    Ich drücke ganz fest die Daumen, dass der Kleine schnell wieder ins Nest kommt und jetzt ohne Handicap fleißig fliegen üben kann.
    Liebe Grüße aus Bad Königshofen

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